Pressemitteilung vom 12.09.2019

Minderjährige beanspruchen Freifläche für sich:
Hier könnte eine Schule stehen

  • Die freundliche Übernahme in bewegten Bildern: https://bit.ly/2kdRx0i
  • Das muss anders gehen: Neue Schulen * Platz für alle

Hamburg, 12. September 2019 – Freiflächen sind knapp in einer wachsenden Metropole – das erfahren insbesondere Kinder im Altonaer Kerngebiet. So soll unter anderem beispielsweise der Grundschulzweig der Max Brauer Schule von drei auf sechs Züge verdoppelt werden. Eine Gruppe Kinder zwischen vier und zehn Jahren hat nun ausprobiert, wie viel Platz ihnen nach der geplanten Verdichtung zum Spielen auf dem Schulhof bliebe. Das Fazit: zu voll, zu eng, zu wenig Platz zum Spielen und Toben.

„Noch mehr Kinder auf unserer Schule und unserem viel zu kleinen Pausenhof? Das geht nicht. Wir haben jetzt schon viel zu wenig Platz. Wie sollen wir denn gut lernen, wenn wir in den Pausen ab sofort still stehen müssen?“ Das muss anders gehen: Kurzerhand griffen sich die Kinder Helm, Stirnlampe und Warnweste und legten los. Die Kinder haben gemeinsam Tatsachen geschaffen, indem sie sich das im Besitz der Stadt befindliche brachliegende Gelände an der Gasstraße/Ecke Daimlerstraße reserviert und symbolisch eine neue Schule darauf errichtet haben – provisorisch aus Kartons. Der Videonachweis: https://bit.ly/2kdRx0i

„Dieses Grundstück eignet sich perfekt für eine neue Schule. Hier kann ein schönes Schulgebäude entstehen und es gibt darüber hinaus noch Platz für einen ausreichend großen Pausenhof“, sind sich die Kinder nach der freundlichen Übernahme einig.

Pressemitteilung als PDF.Geschacher um die Freifläche an der Gasstraße/Ecke Daimlerstraße

Doch statt endlich eine dringend benötigte Schule zu bauen, will die Stadt Hamburg diese Freifläche über die HIE (Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft) an ein Unternehmen verkaufen. Der Grund: Die Bewohner der im Quartier neu enstandenen und entstehenden Wohnungen, benötigten Arbeitsplätze. Dass die neu hinzukommenden Kinder sehr viel dringender Schulplätze in Wohnortnähe benötigen, scheint die Hamburger Politik erneut zu verdrängen. Auf eine private Anfrage zum besagten Grundstück antwortete die HIE am 13.08.2019: „Eine Metropole, deren Einwohnerzahl stetig wächst, braucht auch mehr Jobs. Die Stärkung des ökonomischen Wachstums in Hamburg ist daher Leitziel der Wirtschaftspolitik des Senats. […] Zur Zeit steht die HIE bereits mit einem standortpolitisch bedeutenden Unternehmen in finalen Vertragsverhandlungen.“

Und obwohl vom Bezirk Altona für das Areal die Prüfung der Eignung zum Schulbau gefordert worden ist, wird ein Verkauf des Grundstücks vorangetrieben. Am 05.09.2019 bestätigte auch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation auf eine private Anfrage: „Die Argumente für eine Unternehmensansiedlung […] werden von allen beteiligten Senatsbehörden mitgetragen, die ja täglich vor der Herausforderung stehen, in einem Stadtstaat mit begrenzter Fläche, der zu Recht sein Grün erhalten will, die notwendige Bebauung mit u.a. Wohngebäuden, Schulen, Infrastruktureinrichtungen etc. aber auch Büro- und Gewerbebauten so flächensparend wie möglich (und damit gelegentlich zu eng) zu gestalten.“

Dies führe zwangsläufig gelegentlich zu Ergebnissen, mit denen nicht Jeder zufrieden sei. Die HIE befinde sich „mit dem Kaufinteressenten in ernsthaften Verhandlungen und will baldmöglichst einen Kaufvertrag notariell beurkunden.“

Wachsende Stadt: Platz für alle? So voll sind die staatlichen Schulen bereits

Insgesamt 59.100 Kinder besuchen 2019/20 die Klassen 1 bis 4: ein Plus von 1.300 Kindern im Vergleich zum Vorjahr. Und (Überraschung!) auch die Zahl der Vorschulkinder an den Grundschulen nimmt rasant zu: 9.100 Vorschulkinder werden alleine an den Grundschulen beschult – 300 mehr als im vergangenen Schuljahr. Die wachsenden Schüler*innenzahlen erreichen auch bereits die weiterführenden Schulen: Mit 44.900 Kindern wird die Sek 1 an den Stadtteilschulen 1.000 Kinder mehr umfassen und mit 41.000 Kindern wachsen auch die Gymnasien um 300 Kinder im Vergleich zum Vorjahr. [Quelle: Pressemitteilung der BSB vom 06.08.2019]

“Wir wissen, dass diese Zahlen nur einen Vorgeschmack darauf geben, was in den kommenden Schuljahren auf die bestehenden Hamburger Grund- und weiterführenden Schulen zukommt. Anstatt dringend benötigte Schulen zu errichten und Flächen für den Schulbau freizugeben, sollen die vorhandenen Schulen weiterhin ziellos vollgestopft werden. Darum demonstrieren wir und bleiben dabei: Das muss anders gehen!”, sagt Silke Stahn vom Elternrat an der Max Brauer Schule.

Über die Initiative „Das muss anders gehen“

Ausgehend von der Max Brauer Schule haben sich mittlerweile viele weitere Altonaer und Hamburger Schulen und Elternvertretungen der Initiative „Das muss anders gehen“ angeschlossen: Der Altonaer Kreiselternrat (KER 21) hat bereits im Februar eine entsprechende Stellungnahme verabschiedet und der Altonaer Bezirkselternausschuss Kindertagesbetreuung (BEA Altona) unterstützt die Initiative und spricht sich ebenfalls gegen die weitere Verdichtung der bestehenden Schulen aus.

Terminhinweise zum Thema:

taz-Salon Hamburg: „Die Mega-Schulen kommen“

Dienstag, 17. September, 19:30 bis 21:30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, Hamburg


Schulausschusssitzung: Öffentliche Anhörung zum Referentenentwurf des SEPL

Mittwoch, 18. September, 17:00 bis 20:00 Uhr, Reimarus-Saal, Haus der Patriotischen Gesellschaft, Trostbrücke 4-6, Hamburg